Draußen schlafen ist viel zu ungemütlich? Mit diesen paar Tricks machst du dir die Nacht im Schlafsack richtig geruhsam, angenehmen und zum Erlebnis!
Draußen in der Natur schlafen. Für die einen ein wunderbares, geruhsames Erlebnis – Sternenhimmel, frische Luft, vom Vogelgezwitscher und zarten Sonnenstrahlen geweckt werden – für die anderen eine furchtbare Vorstellung – ohne Schutz vor Wetter, Käferln, wilden Tieren usw. am Boden liegen.
Ich verstehe beide Seiten voll und ganz. Deshalb ist dieser Beitrag meinem Weg von „Oh Gott, ich hab‘ in der Nacht draußen Angst“ zu „Guten Morgen, was für eine geile Nacht“ gewidmet. Ich möchte also meine Erfahrungen mit euch teilen, wie draußen schlafen echt lauschig sein kann.
Meine Kniffe für die perfekte Nacht draußen
Gleich zu Beginn möchte ich noch deutlich hervorheben, dass dieser Beitrag sich auf das Schlafen im Schlafsack bezieht.
Mein Startpunkt für das draußen Schlafen war die Ausbildung bei Nawisho. Seither konnte ich mir einiges von erfahrenen „draußen Schläfern“ abschauen, Fragen stellen & natürlich selbst ausprobieren. Darauf beruhend haben sich für mich 4 Punkte herauskristallisiert, die für gelungenen Nächten draußen im Schlafsack essentiell sind:
Platzwahl
Schlafsack & Unterlage
Nachtgewand
Griffbereit im Schlafsack: Die Essentials
Platzwahl
Gar nicht so leicht den perfekten Ort für die Nacht zu finden. Aber es gibt einige Punkte, die ich immer beachte, um mir die Auswahl deutlich zu erleichtern:
Sicherheitsabstand zum Lagerfeuer
Wald oder Wiese
Liegeprobe
Sicherheitsabstand zum Lagerfeuer
Gleich nach dem Kauf meines kuschelig warmen, neuen Schlafsacks hat mich das Leben eine harte Lektion gelehrt: Stay away from the fire!
Ich habe mich nämlich zu nahe zum Lagerfeuer gelegt und deshalb habe ich jetzt etliche kleine Brandlöcher im Schlafsack.
Achtung, das gleiche Schicksal blüht der Isomatte. Und gerade wenn sie aufblasbar ist, lieber weg bleiben, sonst liegt man bald nicht mehr so weich.
Wald oder Wiese
Ein hervorstechender Vorteil der Wiese ist sicher der direkte Blick in den Sternenhimmel und das sanfte Wachküssen der ersten Sonnenstrahlen.
Auch scheinen dort weniger gruselige Dinge vor sich zu gehen als im Wald (es ist einfach leiser und ich erschrecke nicht ständig was da knackt und ob ein böses Tier kommt).
Was mich an der Wiese aber nervt ist, dass in der Früh alles vom Morgentau feucht ist.
Dass es im Wald deutlich trockener ist, spricht schon sehr für ihn – kein Morgentau und ein paar Regentropfen werden auch abgefangen.
Andererseits würde ich bei Sturm vielleicht lieber raus aus dem Wald – „im Schlaf vom Ast erschlagen“ mag vielleicht eine tolle Überschrift für die Kronenzeitung sein, aber ich mag dann doch nicht so gerne der Hauptakteur dieser Geschichte sein.
Zudem hat der Wald einen deutlich höheren Adventure-Faktor. Es kann passieren, dass du vom Knacken der Äste geweckt wirst, Angst hast, dass dir jeden Moment ein Baum am Kopf fliegt und du dann überreisst, dass einfach nur ein Eichhörnchen in den Baumkronen herumhüpft und deshalb alles so knackt.
Um etwas flexibler zu sein, kann man ja noch Hand anlegen und die Plätze etwas optimieren: Zelt, Holzverschlag, Plane, Biwak oder Iglu kann man ja auch aufstellen bzw. bauen.
Liegeprobe
Aber egal für welchen Ort man sich dann entscheidet eines ist unerlässlich: Die Liegeprobe.
Die Liegeprobe ist eine eigens von mir entwickelte Technik, um den Schlafkomfort maßgeblich zu erhöhen. Nein, Spaß.
Liegeprobe heißt bei mir einfach nur, dass ich mich, wenn ich glaube, dass der Ort passt, kurz auf den Boden lege, um zu spüren ob er wirklich passt. Sprich: Liegt da irgendwas auf dem Boden, was drückt?
Wenn tausende von Bockerl (Zapfen) oder Steine herumliegen, werde ich sie wohl einfach wegräumen ohne tatsächlich auszuprobieren ob sie stören.
Gleiches gilt für Ameisenhaufen oder eine große Ameisenstraße, ich lege mich nicht erst hin und schau ob die Ameisen mich beißen, sondern ich suche gleich einen anderen Platz.
Für Wurzeln, größere Grasbüschel oder in der Erde vergrabene Steine ist die Liegeprobe dann schon viel interessanter.
Besonders wichtig ist sie jedoch bei unebenem, abschüssigem Gelände. Ich mag auf nichts draufliegen, was dann die ganze Nacht im Rücken drückt, ich mag aber auch nicht ständig wegrollen. Also wenn es schon bergab geht – Kopf nach oben, Füße nach unten. Permanent von der Isomatte auf die Seite wegrollen ist ultra unkomfortabel.
Schlafsack & Unterlage
Hat man den richtigen Platz gefunden, ist es Zeit das Bett zu machen. 2 Punkte sind für mich besonders wichtig: Der richtige Schlafsack und die Unterlage.
Die gute Unterlage erklärt sich fast von selbst. Ich will, dass es vom Boden her nicht kalt zu mir rauf kommt und ich will weich liegen.
Deshalb schlafe ich mittlerweile immer auf 3 Schichten:
Isomatte
Decke
Fell
Isomatte ist eh klar – sie soll isolieren und die Kälte aus dem Boden von mir fernhalten.
Decke und Schaffell sind eher für das weich liegen da.
Hört sich nach einem Luxusproblem an, aber weich ist mir echt schon wichtig, da mir sonst nach wenigen Tagen so die Hüftknochen bzw. der Rücken weh tut, dass ich die ganze Nacht nicht mehr gut schlafe.
Beim richtigen Schlafsack muss man schon ein bissi mehr überlegen:
Es gibt ja Winter- und Sommerschlafsäcke.
Dann kann man sich zwischen einem Schlafsack mit Daunen- oder Kunststofffüllung entscheiden (ich habe Kunststoff, weil der ein bissi pflegeleichter ist).
Und dann muss man auch noch die richtige Größe kaufen (wenn der Schlafsack zu groß ist, kann man die viele Luft drinnen mit der eigenen Körperwärme nicht ausreichend erwärmen).
Ich habe meinen Schlafsack tatsächlich eine Nummer größer gekauft. Damals war ich nicht so begeistert (aber es hat meine Zwergengröße nirgends gegeben), jetzt bin super glücklich darüber.
Ich kann nämlich mein ganzes Zeug mit in den Schlafsack nehmen: Jacke, Gewand das ich anhabe bzw. nächsten Tag anziehen möchte (so ist es in der Früh schön warm), Schuhe, Handy,…
Gerade im Winter packe ich alles in den Schlafsack, weil Gewand ja gerne mal durchfriert. Auch meine Jacke oder Schuhe mag ich in der Früh nicht feucht oder kalt anziehen, also hinein. (Schuhe im Schlafsackbeutel, so bleibt auch alles sauber.)
Und dadurch, dass mein Fußraum mit Jacke, Schuhen und Co ausgestopft ist, wird’s im großen Schlafsack trotzdem kuschelig warm.
Und noch ein Pluspunkt dabei: Ich brauche mir keine Sorgen machen, dass in meinem Gewand oder Schuh in der Früh ein Käferl oder eine Spinne hockt.
Nachtgewand
Ich habe tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass weniger mehr ist.
Deshalb ziehe ich einen dünnen Pyjama mit langer Hose und langen Ärmeln an. Die Socken vom Tag ziehe ich nach ein paar Minuten Aufwärmzeit im Schlafsack aus (weil ohne Socken ist es einfach viel gemütlicher).
Dafür gibt’s für mich Hauben & Schal Pflicht.
Über den Kopf verliert man einfach total viel Wärme und ich bekomme auch Kopfweh, wenn meine Stirn die ganze Nacht kalt ist.
Außerdem kommt durch das Atemloch doch kalte Luft in den Schlafsack und mit dem Schal bzw. etwas über die Schultern und das Dekolleté beuge ich einem Zug vor.
Das gilt für Herbst, Winter und Frühling jedenfalls, im Sommer kommt es auf das Wetter an – aber auch da setze ich mir oft was auf bzw. bedecke den Hals, wenn der Wind stärker geht.
Griffbereit im Schlafsack: Die Essentials
Schlussendlich gibt es 2 Essentials, die bei mir in den Schlafsack müssen:
Taschenlampe
Handy
Wenn ich die zwei Dinge griffbereit bei mir habe bin ich einfach beruhigt, falls ich in der Nacht aufstehen muss bzw. irgendwie Hilfe rufen müsste (ich weiß zwar auch nicht warum, aber sei’s drum).
Außerdem mag ich vor dem Einschlafen sowieso nochmal zuhause anrufen, SMS schreiben oder Instagram checken – also das Handy hat sowieso seinen Ehrenplatz in meiner Nähe.
Das war es dann eigentlich auch schon mit meinen schlauen Weisheiten. Naja, eines vielleicht noch.
Zeit lassen
Gerade am Anfang, wenn draußen geschlafen noch gruselig scheint ist es meiner Meinung nach total wichtig sich keinen Druck zu machen, sondern sich in seinem Tempo an das draußen übernachten zu gewöhnen.
Vielleicht zuerst noch im Zelt schlafen, sich langsam an all die neuen Geräusche und Eindrücke gewöhnen und dann erst Schritt für Schritt das Zelt weglassen.
So habe ich es bei den Kursen bei Nawisho gemacht.
Ich habe ein Zelt mitgehabt und dann mal eine Nacht draußen geschlafen, dann wieder im Zelt, dann hatte ich das Zelt für Notfälle noch mit, habe es aber gar nicht mehr aufgestellt und irgendwann konnte ich es dann ganz zu Hause lassen.
Lustig, aber dieses Stück Plastik namens Zelt hat mir total viel Sicherheit gegeben: Ich hatte meinen eigenen Rückzugsort, konnte die Tür schließen und Käferl und Wetter mussten draußen bleiben und ich konnte mich unbemerkt schminken…
Damit bleibt mir jetzt nicht mehr zu sagen als: Auf nach draußen & gute Nacht!
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